Im Jahre 1817, den 11. November, geschah eine große Mordtat in Reichardtswerben in Gottlieb Müllers Hause, von Weißenfels rein linker Hand, jetzige Hausnummer 96 (Anmerkung: heute R.-Breitscheid-Str. 19, Fam. Schütte).
Es geschah nachmittags 2 Uhr, da Gottlieb Müller, seine Frau und sein Sohn in Tagewerben zu einer Hochzeit waren. Die Magd, eine alte Gtroßmutter und ein Kind von 3 Jahren waren allein zu Hause. Um 2 Uhr nachmittags, da gerade in Tagewerben die Glocken in der Kirche läuteten, war die Magd damit beschäftigt, den Kuhstall auszumisten, die alte Großmutter lag gerade in der Wohnstube auf dem Sofa, das kleine Kind von 3 Jahren bei sich, da hörte die alte Großmutter von 85 Jahren etwas und spricht zu der Magd, “geh doch mal auf den Boden, es rumpelt da etwas”. Da geht die Magd Eva-Maria ganz unbefangen hinauf und als sie hinaufkommt, da ist gerade ein Dieb beim Einbrechen beschäftigt. Der Kerl hat einen grauen Rock an und einen runden Hut auf. Die Magd wollte zur Bodentür hinaus, aber der Dieb riß sie von der Türe los und gibt ihr mit einem Knüppel harte Schläge auf den Kopf. Die alte Großmutter war inzwischen auf das Schreien mit dem Kinde dazugekommen und steht in der Türe. Die Magd schreit: “Großmutter helft mir”, das kleine Kind schreit über der Magd.
Der Kerl schlägt die Großmutter zweimal, so dass sie gleich zusammenfällt. Dann läuft der Kerl zur Türe hinaus und macht die Hoftüre zu. Dann läuft er wieder zurück zur Magd, da sie noch nicht ganz tot war, ergreift eine Sense, welche hinter der Haustüre lehnte und gibt der Magd solche harten Schläge über den Kopf, dass er ihr damit den Kopf abgeschnitten hat, danach läuft er auf den Boden zurück und entspringt durch den Giebel, wo er sich ein Loch gemacht hatte.
Nun besinnt sich die alte Großmutter wieder, denn da draußen klopft jemand an die Türe. Sie ruft zum fenster hinaus “Wer ist da?” “Großmutter mach auf”, sagt der Schneider Gottlieb Böhland, der das Schreien schon immer gehört hatte und mit Andreas Keck sprach. Sie dachten aber, die Magd haut die ? … ?!
Die Großmutter macht die Hoftüre auf. “Herrjesus” schreit die, “da war ein Kerl da, der hat die Magd totgemacht”. Nun sahen sie alle in ihrem Blute liegen.
Es wurde gleich Lärm gemacht und alles ausgesucht aber nichts gefunden – der Kerl war fort. Der hatte ein Stecheisen mitgehabt, damit wollte er den Schrank aufbrechen. Da aber die Magd dazukam, hatte er seinen Diebstahl nicht ausführen können. Nun wurden Anstalten getroffen. Die ganze Gemeinde wurde zusammengerufen und Mann für Mann wurde der Großmutter vorgestellt. Der Herr Landrat und der Amtmann fragten die Großmutter bei jeder Person: Ist der’s oder der. Da der Mörder dran kam, sagte er: “Großmutter, bin ich’s?” Der Mörder hatte einen anderen Rock angezogen, die Großmutter schüttelte den Kopf.
Nun ging das Gericht in den Häusern herum, um etwa blutbespritzte oder gewaschene Kleider zu finden. Sie kamen bei Gottfried Pfröpfer ins Haus, der hatte eine alte Kutte in der Hölle hängen gehabt (das heißt: hinter dem Ofen), diese war feucht gewesen mit noch alten Blutflecken dran und auf dem Boden gewaschene Hemden. Nun hatten die Gerichtspersonen verdacht auf auf den Vater Gottfried und auf den Sohn Gottlob Pfröpfer. Sie wurden arretiert und in das Gemeindebackhaus gesperrt und bewacht.
Am 13. November wurden sie nach Zeitz ins Kriminalgefängnis geführt und mussten dort beide 2 Tage und 2 Nächte in Ketten und Banden liegen bleiben, bis es an den Tag kam, wer der Mörder war.
Am 13. November meldete Gottlieb Schütze, dass sein Tochters Mann keine Ruhe gehabt hätte, weil er sich bei seinem Vetter in Kraseleine ein Gewehr geholt hatte, damit war er von zu Hause weggelaufen. Auf dem Wengelsdorfer Reiher hatten sie ihn erschossen aufgefunden. Der Kopf war vollständig zerschmettert, da er den Gewehrlauf in den Mund genommen hatte. Das Gehirn war 50 Schritte weit weggeflogen.
Am 2. Abend danach hatte in der Schinterknecht abgeholt auf einer alten Karre, danach wurde er unter Galgen zum Hängen gebracht.
(Quelle: zeitgenössischer Zeitungsbericht)