Geschichte der Werben – Dörfer

Es wurde bereits im Beitrag  “Der Kreis Weißenfels und das Hersfelder Zehntverzeichnis” erwähnt, dass die vier Werben-Dörfer: Burgwerben, Markwerben, Reichardtswerben und Tagewerben in der Ortsliste dieser wichtigen Urkunde global unter dem Namen “Uuirbina” aufgeführt werden, währen die in der Burgenliste genannte “Uuirbineburg” eindeutig Burgwerben zugeordnet wird.

Die Stammform des Ortsnamens “Uuirbina “ist auf ein altsorbisches “virba” = Weide zurückzuführen, das erweitert mit dem Suffix -n-bzw, -ina- zu der Bedeutung “Ort, wo Weiden stehen” gelangt.
Wir finden viele Orte und Gemeinden in Ost-Deutschland, die den Ortsnamen „Werben“ tragen: so verzeichnet 1981 das Postleitzahlverzeichnis der DDR:

  • 7501 Werben über Cottbus,
  • 7271 Werben über Delitzsch,
  • 7101 Werben über Leipzig,
  • 3551 Werben über Seehausen und
  • 1631 Werben über Zossen.

Bis um 1200 werden die vier Werben Dörfer immer im Sammel-(Stamm-)Namen als eine Einheit in den jeweiligen Urkunden und Registern geführt. So ist es heute für die Historiker und Heimatforscher schwierig, aus diesen Sammelnamen “Uuirbina” den jeweils zutreffenden Ort herauszuarbeiten. In der Zeit zwischen 900 und 1200 setzte sich in unserem Gebiet immer mehr die deutsche Sprache durch, der ursprünglich altsorbische Name wandelt sich über Wiribeni (zwischen 1004 und 1009), Wiribene, Werbene zu Werben. Ob die Senkung des Lautes “i” zum “e” im slawischen oder deutschen Munde eintrat, ist nicht mit Sicherheit zu entscheiden.

Darüber hinaus dürfte in der Zeit um 1200, bzw. kurz danach der Ortsname durch einen vorangestellten Zusatz eine weitere Präzisierung erfahren haben. Erst durch ein hinzugefügtes “Burg”,  “Mark”,  “Reichardts” und “Tage” war nunmehr eine exakte Einordnung der einzelnen Werben-Siedlungen möglich. Als erster genau lokalisierter Ortsname tritt 1231 Markwerben in den Urkunden auf, Reichardtswerben und Tagewerben dann um 1300 im Zinsregisterfragment des Weißenfelser Klarenklosters.

 

Diese vier Ortsnamen regten natürlich die Gedanken, die Vorstellungswelt der einfachen Menschen früherer Jahrhunderte an. Aus dem Versuch heraus, mit Hilfe ihres Wissens die Ortsnamen zu deuten, entstand die Sage:

“Wie die vier Werben –Dörfer entstanden”

An der Stelle, wo heute Burgwerben steht, wohnte vor etwa 1000 Jahren ein Feudalherr namens Burko. Sein Besitz erstreckte sich nördlich der Saale über die Fluren der heutigen Werben-Dörfer. Die Söhne des Burko hießen Marko, Dago und Richard. Als sie mündig waren, strebte jeder seinen eigenen Grundbesitz an. Marko der älteste, ließ Markwerben erbauen, Dago, der zweite, gründete Tagewerben und Richard, der jüngste, wurde zum Gründer des Dorfes Reichardtswerben.

Es muß jedoch nochmals darauf  hingewiesen werden, daß diese Sage keine dokumentarische Grundlage hat und einer wissenschaftlichen Überprüfung nicht standhält.

(aus der Festschrift zur 1100-Jahrfeier, 1981)